Das Lied vom Wildschütz Jennerwein

Wilderer-Posse von Georg Maier

Eine Bauernbühne probt ein Stück über den Wildschützen Jennerwein. Nepomuk Hupfauf, Gastwirt, Autor und Spielleiter in einer Person, rauft sich die Haare: Die Spieler und der mitwirkende örtliche Gesangsverein haben mehr das versprochene Freibier und ihre persönlichen Interessen im Sinn als die Kunst. Zudem, so glaubt er, macht der „gemeuchelte“ Jennerwein mit traurigem Mundharmonikaspiel nächtens aus dem Jenseits auf sich aufmerksam. Brisanz kommt ins Spiel, als die Hauptakteure des Stückes, auch im wirklichen Leben Kontrahenten, während der Proben immer mehr an einander geraten. Der Konflikt zwischen den beiden spitzt sich zu und droht zu eskalieren.


Wiederholen sich die tragischen Ereignisse von damals? Sie als Zuschauer werden gebannt auf die Auflösung warten und können trotzdem nicht umhin, sich wegen der kantigen Typen und urkomischen Situationen köstlich zu amüsieren...

Personen

Agerl Marion Raith
Dennerlein Florian Kiesl
Hupfauf Manfred Schnitzbauer
Kropflechnerin Rita Reiser
Pföderl Kurt Laumer
Steff, "Kuchlmensch" Andrea Lyzwa
   
Spielleitung Kurt Laumer & Rita Reiser
Maske Rita Raith
Technik Hermann Valta & Karl Vogl & Mario Kneitinger & Jonas Vogl
Bühnenbild Heinz Schlecht & Max Wanninger

Pressebericht

Schorndorf/Neuhaus. Das Wohnzimmer für echtes und lebendiges Volkstheater im Landkreis Cham hat am Freitagabend mit dem Klassiker "Das Lied vom Wildschützen Jennerwein" beim "Theater auf der Burg" in Neuhaus eine glänzende Premiere erlebt. Die rund 300 Zuschauer zeigten sich von der Posse in drei Aufzügen sowie vom zauberhaften Ambiente auf dem herrlichen Burgareal begeistert.

Walter Reiser begrüßte im Namen der Laienbühne Schorndorf das Publikum, darunter auch einige Ehrengäste wie Landrat und Bezirkstagspräsident Franz Löffler. Mit dem Jennerwein wird ein Stück wiederholt, das zuletzt 2005 auf die Theaterbühne gebracht worden war. „Einige Darsteller haben wir austauschen müssen, die sind aus ihren Rollen rausgewachsen und wären als junges Liebespaar nicht mehr durchgegangen“, so Reiser humorvoll. „Endlich ist es wieder so weit, der schönste grüne Kulturhügel im Landkreis Cham lädt einmal mehr zu einer wunderschönen Zeit ein“, sagte 1. Bürgermeister Max Schmaderer. Dann hieß es aber „Vorhang auf“ für den Kultursommer 2018 auf Burg Neuhaus.

Nepomuk Hupfauf, "Klosterwirt" und Spielleiter des örtlichen Bauerntheaters, ist verzweifelt. Nichts klappt so, wie es sein soll bei den Proben zu dem Stück vom "Wildschützen Jennerwein". Am 6. November 1877, dem Leonharditag, wurde Jennerwein vom Jagdgehilfen Johann Pföderl am Peißenberg heimtückisch von hinten erschossen. Er atmet noch, als Pföderl auf Geheiß seines Vorgesetzten zum Tatort zurückkehrt. Um einen Selbstmord vorzutäuschen, feuert er mit der Büchse des Wildschützen noch zweimal von vorn auf den Sterbenden. Erst neun Tage später wird die Leiche gefunden. Die Volksseele kocht vor Wut und Verachtung über den feigen und hinterfotzigen Meuchelmord. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, bei diesem Mord handle es sich auch um einen Racheakt wegen einer Liebschaft. Soweit die Historie.

Nur "im Namen der Kunst" schafft es der ausgefuchste Theater-Schreiberling und Rollenverteiler Hupfauf (Manfred Schnitzbauer), seine Köchin und Schauspielerin von "Gottesgnaden", die Kropflechnerin (Rita Reiser), die er als Souffleuse einsetzt, den eingebildeten Oberjager Röderl (Kurt Laumer), die schöne Agerl (Marion Raith), das Mädchen aus der Stadt, das er eigens für die Besetzung der Sennerin hat kommen lassen, den sturen Holzknecht Dennerlein (Florian Kiesl), der den Part des Jennerwein übernehmen soll, und das "Kuchlmensch" Steff (Andrea Lyzwa) zusammenzuhalten. Da gibt es Eitelkeiten und Rivalitäten aus dem "richtigen Leben". Die Kropflechnerin mag den Röderl nicht, der hält sich schauspielerisch für den Größten und hat ein Problem mit dem Dennerlein, den er für den Wilderer ansieht, der ihm im letzten Jahr am Todestag des Jennerwein einen üblen Streich gespielt hat. Aber auch der örtliche Gesangsverein, die "Stimmgabler" (Publikum), lassen Hupfauf graue Haare wachsen bis sie das Lied vom Jennerwein "perfekt" singen können. Es kommt wie es kommen muss, aus dem Theaterspiel wird tödlicher Ernst. Dennerlein versteckt sein Gewehr in der Türschwelle. Röderl merkt das und wartet nur auf seine Gelegenheit, den Widersacher überführen zu können. Doch noch jemand hat den Stutzen liegen sehen: Das Agerl, das - wie sich schließlich herausstellt - dafür sorgen will, dass das Gedenken an ihren Vater, den Jennerwein, lebendig bleibt.

Das Erfolgsgeheimnis des "Theater auf der Burg" ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Die Laienbühne Schorndorf hat im prallen Kalender des ostbayerischen Festspielsommers eine Nische gefunden: Ein Stückerl echte Kunst im Genre des naturgewachsenen bayerischen Volkstheaters. Garant dafür sind die Stücke des Autors Georg Maier von der Münchner Iberl-Bühne, bei denen im besten Sinne modern und heutig Theater gespielt. Auf der Burg Neuhaus ist es einmal mehr gelungen, die bayerische Derbheit der Maier-Posse mit tollen Charakterdarstellern der Laienbühne Schorndorf und einer herrlichen Naturbühne zu verbinden.

Wie praktisch alle Maier-Inszenierungen wird die Posse vom Wildschützen Jennerwein von seiner besonderen Sprache geprägt, von doppelten Verneinungen, von Wiederholungen, von alten bayerischen Ausdrücken wie Froaslerei, Schlawak, Pousiererei, Bankerten oder Gwasch für G’schwätz. Hinzu kommen Situationskomik und das Spiel mit dem Publikum. Ohne den Kasi (Sparkassen-Vorstandvorsitzender Franz Wittmann) wäre bei der Erstaufführung nicht viel gegangen. Dabei hatte der Kasi nicht viel zu melden: Er saß im Publikum, wusste gar nicht, wie ihm geschah und bekam dafür auch noch eine Halbe Bier. Der Kasi war nur ein Zuschauer, aber ohne Zuschauer geht bei den Stücken von Georg Maier nichts - sie stehen sogar auf dem Programmzettel und vor allem im Regiebuch. Schon mehr „an den Kragen“ ging es da dem Sangesbruder „Toni“ aus dem Zuschauerbereich, der partout „Blut verschossen“ anstatt „Blut vergossen“ von den Lippen gab.

Immer wieder Szenenapplaus zwischendurch sowie ein lang anhaltender Schlussbeifall waren am Ende der verdiente Lohn für die Darsteller der Laienbühne Schorndorf und ihre hervorragenden Leistungen. „Eine Riesenanerkennung vom gesamten Verein an euch“, so Vorstand Säp Kiesl, der zur Premiere wie gewohnt im Nachklang wieder selbst so manchen Lacher garantierte: „Ihr war absolut das beste Publikum, das wir heuer bisher hatten“. Begeistert zeigte sich Landrat und Bezirkstagspräsident Franz Löffler: „Ein ganz großes Kompliment an die Schauspieler, wir sind als Landkreis stolz, dass es diese Bühne bei uns gibt“.

 

von Leonhard Schmidbauer

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