"Der Schauer" 2025

... ist gekürt:

Johannes Reitmeier

Am Sonntag wurde auf Burg Neuhaus der Autor, Regisseur und Intendant Johannes Reitmeier mit dem Kulturpreis „Schauer 2025“ ausgezeichnet. Jury-Sprecher Theo Zellner sagte: „Der Schauer, der für Kultur steht – die lachen, kritisch, miteinander macht – ist unser Zeichen des Respekts vor deiner Lebensleistung“.

Seit 2002 wird auf Burg Neuhaus unter der Patenschaft des Landkreises die Schauer-Auszeichnung vergeben. Wie Walter Reiser bei der Begrüßung betonte, „sind dies immer ganz besondere Abende“. Mit dem Kulturpreis beabsichtige die Laienbühne Schorndorf an den verstorbenen Neuhauser Burgbesitzer und Förderer Vinzenz Schauer zu erinnern. Der „Schauer“ sei sozusagen der Kulturpreis des Landkreises Cham, „damit sollen Personen, Gruppen oder Institutionen geehrt werden, die sich um die Kultur im Bayerwald und in Bayern verdient gemacht haben“. Der Name der bisherigen Preisträger könne sich sehen lassen. Glaskünstler Hubert Hödl gelinge es bei den Anfertigungen in hervorragender Art und Weise, die Gedanken des Schauer-Kulturpreises zum Ausdruck zu bringen. Kein "Schauer" sei wie der andere, jeder bleibe für sich ein Unikat - genauso wie die alljährlichen Preisträger. Von den bisher Geehrten konnten Toni Lauerer (allererster Preisträger), Walter Thanner (Liederbühne Robinson, 2003), Walter Kolbeck (Lichtenegger Bund Rimbach, 2007), Norbert Neugirg („Oberpfalzrebell“, Komiker, Kabarettist, 2010), Humorist Josef „Bäff“ Piendl (2014) und Paul Windschüttel (Landkreismusikschule, 2021) begrüßt werden. Auch zahlreichen weiteren Ehrengästen, angefangen von der Geistlichkeit und der Burgherrin Thekla Schauer mit Ehegatten Ludwig Oswald, bis hin zu Bundes- und Landtagsabgeordneten, einer ganzen Reihe von Bürgermeistern aus dem Landkreis Cham, Unternehmerpersönlichkeiten sowie von Seiten der Sponsoren, vor allem der Sparkasse im Landkreis Cham und der Raiffeisenbank Chamer Land, galt ein herzliches Willkommen. Die Medienpräsenz reichte bis zum Bayerischen Fernsehen und Rundfunk.

„Die Vielzahl der hochgeschätzten Personen aus Politik, Wirtschaft und Kultur sowie von Seiten des Rettungs- bzw. Sicherheitswesens und der Bürgerschaft ist uns eine besondere Ehre“, so Schorndorfs 1. Bürgermeister Max Schmaderer. Der Landkreis werde vom Ehrenamt getragen, dies habe sich jüngst bei der Entschärfung der Bombe in Cham gezeigt und das gelte ebenso für die Kulturszene: „Einzigartig, wunderbar, grandios“. Jury-Sprecher Theo Zellner werde nun aber „die Bombe platzen lassen“ und den Namen des Schauer-Kulturpreisträgers 2025 bekanntgeben. Laienbühne-Vorstand Säp Kiesl war es ein Anliegen, an zwei verstorbene Personen zu erinnern, die der Laienbühne nahestanden: Reimund Früchtl in seiner Funktion beim Landratsamt Cham und Glaskünstler Theo Sellner, der vor Hubert Hödl für die Laienbühne die Preisträger-Glasunikate angefertigt hatte.

Nach den Worten von Theo Zellner steht der besondere Schauer-Preis „für den Namen einer großzügigen Burgherrin im Kreise von Theaterbesessenen einer Laienbühne“. Und er stehe ebenso für Schauen, für Weitblick im Sinne des Landkreis-Logos „Beste Aussichten“. Es sei das Gesamtpaket auf Burg Neuhaus: „Man kommt hier rauf und fühlt sich wohl“. Dies beschreibe sehr gut der lateinische Begriff Genius Loci – „der Geist des Ortes“. Nach der Laudatio von Theo Zellner überreichte Landrat Franz Löffler an Preisträger Johannes Reitmeier sowohl Urkunde als auch Glasunikat. Löffler verwies auf die hohe Messlatte mit schon großen Schauer-Preisträgern von außen, „aber ganz besonders spannend wird es, wenn wir auch bei uns dahoam solche Preisträger haben“. Johannes Reitmeier sei dafür ein extrem positives Beispiel, in seiner Person gewährleiste die Kultur einen Brückenschlag weit über die Heimat hinaus.

Johannes Reitmeier bezeichnete die Entscheidung der Jury als ganz, ganz große Ehre, „und als wichtigen Preis, der mich unwahrscheinlich freut“. Egal ob Maler, Bildhauer, Komponisten oder Schriftsteller, alle diese Künstler könnten ihre Arbeit aus eigener Schaffenskraft und ohne fremdes Zutun machen. Dies gelte für Regisseure nicht, „sie sind darauf angewiesen, dass Menschen sich mit ihnen gemeinsam auf das Abenteuer Theater einlassen“. Nur dann könne alles, was sich Regisseure im stillen Kämmerlein erdacht hätten, auch Wirklichkeit und erlebbar werden. Und so dankte Reitmeier besonders den anwesenden Abordnungen aus Bad Kötzting und Rimbach, die sich als Erste auf dieses Abenteuer mit ihm eingelassen haben. „Es war mir eine Ehre, das Theaterleben mit euch kennenlernen zu dürfen“.

(cls)




Laudatio für Johannes Reitmeier

Der Beginn, die Idee für diesen Preis liegt im Theater“, so Theo Zellner zu Beginn seiner Laudatio. Nach Meinung der Jury sei es nun höchste Zeit, „eine Persönlichkeit auszuzeichnen, der als Theater-Macher, als Regisseur, als Intendant - Theater, Oper, Operette, Musical - zu immer neuen Höhepunkten führt“. Der Jury-Sprecher weiter: „Noch dazu einen von uns, einen der von hier aus nicht nur unser Kulturgeschehen immens bereichert, sondern große Bühnen der Welt erobert und Festspiele mit spektakulären Inszenierungen bereichert“. Die Arbeit von Johannes Reitmeier sei ein Geschenk für das Kulturschaffen im Bereich der Spielkunst. Zellner verwies zunächst insbesondere auf zwei erfolgreiche Tätigkeitsfelder des Schauer-Preisträgers 2025. Etwa zurückblickend auf das Jahr 1988, „du hattest begonnen, äußerst erfolgreich auf Burg Lichtenegg die Figuren des Bayerischen Waldes lebendig werden zu lassen – die Inszenierung von Klassikern der Literatur in unserem Dialekt“. Dieses Wagnis führte zum Erfolg bis hin zu Fernsehaufzeichnungen. Und später der Weg zum Landestheater in Innsbruck. „Das eine hier bei uns, das andere für die Theaterwelt da draußen“, so Zellner, der des Weiteren die Vision von Johannes Reitmeier betonte: „Dein nie ruhendes künstlerisches Experimentieren im Sinne von Goethes Faust (,zwar weiß ich viel, doch möchte ich alles wissen‘), ist dein großes Verdienst, dass Weltliteratur nicht das Privileg einiger Studierter, sondern Sinngebung und Sprache für alle wurde“. Die Inszenierungen von Reitmeier verglich Zellner „wie die Übersetzung einer Fremdsprache“.

Für Zellner aber noch mehr wiegt die Leidenschaft von Reitmeier in der Zusammenarbeit mit seinen Spielern: „Man muss ihn einmal bei Proben erleben, wenn er alle Rollen mitspricht und mitspielt“. Und dies bis hin zu Reitmeiers Massenszenen – „mir scheint, sein Lieblingswerkzeug“. Da werde der 50igste in der 3. Reihe genauso wichtig wie der Erste in der 1. Reihe: „Er hat das richtige Gespür für die richtige Besetzung“. Dazu die bestens abgestimmten Kostüme, die stimmungsvollen Lichteffekte samt Musikbegleitung bis hin zu traumhaften passenden Bühnenbildern. Reitmeier schenke seiner Heimat kulturelle Reichtümer, „das Theater im Landkreis hat Glück gehabt, dass du hier zu Hause bist“. Zellner zitierte Reitmeier mit dessen Worten („Kunst ist eine ansteckende Tätigkeit“). Ja, dieser Waidler habe Bayern angesteckt – Landshuter Hochzeit, Winterkönig in Amberg, Agnes Bernauer in Straubing, Kreuzgangspiele in Feuchtwangen, Passionsspiele in Tirschenreuth. „Sie alle stehen in seiner Bilanz, jeweils mit überwältigendem Erfolg“. Zellner weiter: „Er ist einfach ein Meister darin, Geschichten zum Leben zu erwecken“.

Und dann noch zwei große Berufungen, die Reitmeier berühmt machten. Als Intendant am Pfalztheater in Kaiserslautern von 2002 bis 2012 (mit einer Auslastung von über 90 Prozent im 10-Jahresdurchschnitt) und als Intendant und Regisseur am Tiroler Landestheater in Innsbruck (2012 bis 2023) mit spektakulären Inszenierungen in einer unglaublichen Bandbreite von Oper, Operette, Musical („von der Geierwally bis zur Oper Elektra von Richard Strauss“). Zum Abschied in Innsbruck schrieben die Medien: „Johannes Reitmeier hat die Fähigkeit, kulturelle Unterschiede zu überwinden“. Und für Zellner setzte Johannes Reitmeier genau mit diesem hohen Anspruch seinen bisher letzten aufsehenerregenden Moment: „Er hat den Mut, ja die Verrücktheit, die wohl deutscheste aller deutschen Opern, den Freischütz von Carl Maria von Weber am anderen Ende der Welt, in Taiwan, aufzuführen“. Laut dem Jury-Sprecher ein besonderer Fingerzeig in eine in Unordnung geratene Welt: „Da hat einer Grenzen mit seiner Kunst überwunden“. Abschließend sagte Zellner: „Lieber Johannes, du bist ein großer Künstler deiner Heimat und damit Botschafter des kreativen Schaffens unseres Landstrichs, wir verdanken dir so viele schöne Stunden, du hast die Distanz vieler Menschen zur Kunst spürbar verkürzt“.

(Texte und Bilder, Redaktionsbüro Schmidbauer)