20. Verleihung - Paul Windschüttl

Der Preisträger

Paul Windschüttl

der die Musikschul-Ära im Landkreis Cham geprägt hat, wurde auf Burg Neuhaus mit dem Kulturpreis „Schauer 2020/2021“ ausgezeichnet. Aufgrund der Corona-Situation fand die Verleihung mit einem Jahr Verspätung im kleineren Rahmen und als geschlossene Veranstaltung statt. 

Auch wenn am Dienstagabend pünktlich zu Beginn der Schauer-Auszeichnung zunächst ein kurzes Gewitter mit krachendem Donner, Blitzen und Regen über den Burgberg zog, passte auf dem „grünen Hügel“ wieder alles zusammen: Ein höchst beeindruckender Preisträger und eine vortreffliche Laudatio durch den Jury-Vorsitzenden Theo Zellner, eingebettet in ein herrliches Natur- und Gesellschaftsambiente. Paul Windschüttl erhielt den Kulturpreis insbesondere in Anerkennung seines herausragenden Beitrags zu einer Kultur, die wie Musik „Werte“ macht und einer Kultur, die „Miteinander“ macht. Eigentlich hätte Paul Windschüttl den Schauer-Kulturpreis schon im Juli 2020 erhalten sollen und so steht er als erster Preisträger erstmals gleich für zwei Jahre. Insgesamt war es seit 2002 die 20. Kulturpreis Schauer-Verleihung. Obwohl die Jury-Nominierung bereits im Dezember 2019 vorgenommen worden war und die Verleihung dann im letzten Sommer abgesagt werden musste, konnte der Preisträger gemäß der bisherigen Gepflogenheit bis zum Ehrenabend geheim gehalten werden. Paul Windschüttl war am Dienstagabend mit seinem „Klosterberg-Musikanten-Quartett“ der Landkreismusikschule unter dem Vorwand auf die Burg Neuhaus eingeladen worden, im Vorfeld der Veranstaltung für die musikalische Umrahmung zu sorgen.

Walter Reiser von der Laienbühne Schorndorf als Gastgeber hieß die vielen Ehrengäste sowie die „Burgherrin“ Thekla Schauer in Begleitung ihres Gatten Ludwig Oswald herzlich willkommen. Neben einigen Bürgermeistern aus dem Landkreis zeigten sich Acht der bisherigen Schauer-Preisträger anwesend: Toni Lauerer (2002), Walter Thanner (2003), Monika Raith (2006), Walter Kolbeck (2007), Manfred Zollner (2013), „Bäff“ Josef Piendl (2014), Jürgen Kirner (2016) sowie Kabarettist Martin Frank (2019). „Für uns ist heute wie Weihnachten“, so Reiser, „endlich wieder Leben und eine Veranstaltung auf Burg Neuhaus“. Mit dem Kulturpreis beabsichtige die Laienbühne Schorndorf einerseits an den verstorbenen Neuhauser Burgbesitzer, Förderer und Freund Vinzenz Schauer zu erinnern. Zum anderen sollen mit dem "Schauer" Personen, Gruppen oder Institutionen geehrt werden, die schon lange Zeit im kulturellen Bereich wirken oder engagiert sind. Die Bezeichnung "Schauer" sei einfach, kurz sowie prägnant und verbindet mehrere Gedanken: Weitblick, nach vorne orientiert, aber immer im Einklang mit dem Althereingebrachten. Der Name "Schauer" passe außerdem ganz ausgezeichnet zum Image des zukunftsorientierten Landkreises Cham und dessen Logo "Beste Aussichten". Den Glaskünstlern Hubert Hödl und Theo Sellner gelang bzw. gelinge es bei den Anfertigungen in hervorragender Art und Weise, die Gedanken des Schauer-Kulturpreises, das Landkreislogo und die Landkreisfarben zum Ausdruck zu bringen. „Kein Schauer ist wie der andere, jeder bleibt für sich ein Unikat - genauso wie die alljährlichen Preisträger“, so Reiser abschließend.

„Das ist heuer ein echter Schauer mit Applaus von oben“, so Schorndorfs 1. Bürgermeister Max Schmaderer zum anfänglichen Gewitterregen. Die drei „G“ (getestet, geimpft oder genesen) sollte das Publikum an diesem Abend einmal ausblenden, stattdessen münzte sie das Gemeindeoberhaupt wie folgt um: „Griaß God, Gfreit’s Eich, Genießt den heutigen Abend“.

Paul Windschüttl zeigte sich sprachlos: „Was mir heute passiert, ist wie EM, WM und Olympia zusammen“. Neben Frau und Familie war es Windschüttl wichtig, den Preis auch dem tollen Team der Landkreismusikschule zu widmen. Im Anschluss durften alle Gäste einen sehr schönen, heiteren Kabarett-Abend mit dem Duoprogramm von Franziska Wanninger und Martin Frank erleben.

 

Auszüge aus der Laudatio von Theo Zellner

„Es gibt Künstler, die müssen sich bei ihren Auftritten erst einmal wortreich erklärend einführen“, so Zellner, „dann dauert’s, bis der Funke zum Publikum überspringt“. Und es gäbe auch solche, „die schon gewonnen haben, bevor sie überhaupt einen Satz g’sagt hab’n“. Um einen solchen Preisträger würde es heute Abend auf Burg Neuhaus gehen. Mimik und Gestik mit einzelnen Wortakzenten treffend einsetzend, Mitgefühl oder Heiterkeit erregend, bevor es überhaupt richtig losgehe. Bei uns würde man sagen: „A G’schau, als ob eam d’Henna s’Brot gnumma hätt’n“. Wohl gesetzte Sekundenpausen als Ausrufe- oder Fragezeichen, die Pausen als Stilmittel nach einem einzigen Wort oder Satzfetzen. An einigen Beispielen aus seinen Programmen zeigte Zellner auf, wie der Preisträger, manchmal in Liedform, seine Texte mitten aus unserer Erfahrungswelt greift. „Das Autobiografische, das eigene Lebensumfeld in Hutthurm, hier im Bayerischen Wald, wo er sich auf dem Bauernhof zu Hause immer noch viel aufhält, bringt es mit sich, dass er mit seinem ganz eigenen Blick für die Details, die manchmal so wichtigen Nebensächlichkeiten um ihn herum, jetzt schon in jungen Jahren einen unverwechselbaren Stil in der wahrlich nicht armen Kabarettlandschaft gefunden hat“. Das Leben auf dem Land und auch in der Stadt, wo alles ein bisschen anders ist, dieses Bodenständige dem Fremden entgegenzusetzen, „das zieht sich bei ihm durch“. Beispiel Wohnungssuche in München, 25 Quadratmeter, alles renovierungsbedürftig, aber 1000 Euro Miete. Martin Franks Vergleich: „25 Quadratmeter, dazu sagt man in Niederbayern Windfang“. Dies seien die Momente, so Zellner, „wo wir uns als Waidler so herrlich mit ihm identifizieren können – da hat es wieder einer von uns ins Rampenlicht geschafft“. Das „Andersdenken“ treibe Martin Frank auf die Spitze, „wenn er seine Lieblingsfigur, seine Oma, ins Spiel bringt“. Weitere Verweise auf Franks Bühnenprogramm fasste Zellner wie folgt zusammen: „Was für ein Schalk – was für ein unverbrauchter Humor“. Sage und schreibe acht Publikumspreise habe Martin Frank schon erhalten, „für mich deshalb am wertvollsten, weil ihn sein Publikum dorthin applaudiert hat“. Und so fasste Zellner die Begründung der Schauer-Jury für Martin Frank wie folgt zusammen: „Ein bayerischer Kabarettist mit unbändiger Spielfreude, die spontan und unverkrampft das Publikum begeistert“.

 

 

Kulturelles Rahmenprogramm ...

... mit Martin Frank und Franziska Wanninger

Hat das gut getan! Nach zweijähriger Pause konnte auf Burg Neuhaus beim Auftritt von Franziska Wanninger und Martin Frank endlich wieder aus vollen Herzen gelacht und bayerisches Kabarett vom Feinsten genossen werden. Die beiden preisgekrönten Künstler präsentierten Auszüge aus ihrem Programm „Wie d’Semmel, so der Knödel“.

 Im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung und im kleineren Rahmen wurde auf Burg Neuhaus an Paul Windschüttl der Kulturpreis „Schauer 2020/2021“ verliehen. Im Anschluss erfreute das bajuwarische Duo, Franziska Wanninger aus Oberbayern und Martin Frank aus Niederbayern stammend, und das Publikum hatte endlich wieder einen spaßigen Abend. Corona hat auch Kunst- und Kulturschaffende mit Einkommensausfällen schwer getroffen und so können natürlich Frank und Wanninger eine „super Gage von Seiten der Staatsregierung“ nicht ausschlagen. Die beiden Kabarettisten bekommen von Ilse Aigner den Auftrag, als bayerische Botschafter in Berlin die blau-weiße Mentalität zu repräsentieren. 100 Jahre Freistaat Bayern, das muss in der Bundeshauptstadt gefeiert werden. Da bietet es sich an, vor den Gästen auf dem Neuhauser Burgberg einen Probedurchlauf zu machen, wenngleich es zu bedenken gilt: „Wenn der Schorndorfer schmunzelt, hat sich der Berliner schon totgelacht“. Mit Imelda und Hans haben Frank und Wanninger gleich ganz vorne auf dem ersten Tisch auch ihre „beiden Opfer“ gefunden. Über ihre eigene Rollenverteilung auf der Bühne sind sie sich allerdings anfangs noch nicht ganz klar und Martin Frank merkt an: „Franzi macht das Intellektuelle mit Niveau und i schau guad aus“.

 Im weiteren Verlauf geben Martin Frank und Franziska Wanninger mit Parodien und Gesangsnummern tiefe Einblicke in die bayerische Volksseele. Dazu gehörte eine bayerische Liederauswahl, angefangen von „Ja so warn's, die alten Rittersleut“ oder „I bin a bayrisches Cowgirl“ bis hin zu „Drunt in da greana Au“. Nicht fehlen durften gegenseitige Sticheleien („I bin da Martin, die Franzi bin i, so boarisch wie i, ja so wirst du nie“). Aber der Bayer darf nicht nur auf das Musikalische reduziert werden, sind doch viele falschen Vorurteile einer der Hauptgründe für den Vortrag in Berlin: „Die wissen eigentlich nix über Bayern“. Dabei ist der Freistaat ein wunderschönes Land „zwischen Zugspitze und Allianz-Arena“. Hoppala, da ist ja Schorndorf gar ned mit drin und so wird schnell korrigiert: „Zwischen Zugspitze und Liederbühne Robinson“. Zur „Wahrheit“ gehört aber auch, dass im Freistaat etwa Kinder leben mit Namen wie Jeremy Pascal leben und Bayern eigentlich nur drei Regierungsbezirke hat: „Oberbayern, Niederbayern und Gardasee“. Dabei gebe es in Berlin immer noch Leute, „die glauben, dass wir zu Österreich gehören“. Dann steppte bei Franziska Wanninger und Martin Frank der Bär und sie gaben einen „Bayern-Rap“ zum Besten. Weitere Themen: Der Dialekt etwa mit der für das Bayerische so typischen doppelten Verneinung, die katholische Kirche, das Heimatgefühl („97 Prozent der Bayern fühlen sich in ihrer Region dahoam, bei den Zuagroasten san’s sogar 104 Prozent“) oder der Bayer und die Liebe.

 Martin Frank und Franziska Wanninger überzeugten mit feinsinnigem Wortwitz und ausdrucksstarken Parodien. Einfach wunderbar, wenn zum Beispiel Franziska Wanninger über ihr ehemaliges Kreisrat-Mandat, als Bedienung auf der Wiesn oder Thermomix-Vorführabende schwadroniert. Und Martin Frank ist leider daheim in Hutthurm eine politische Karriere verwehrt geblieben, weil er lieber Kaba statt Bier mag. Denn trotz allen ehrenamtlichen Engagements würden bei den Kommunalwahlen nur biertrinkende Politiker gewählt, auch „wenn das Niveau der Bürgermeister mit dem Pegel ständig sinkt“. Nichtsdestotrotz ließ es sich Martin Frank nicht nehmen, sein Lieblingsgetränk mit durchdringender Tenorstimme in einer „Kaba-Arie“ hochzuhalten. „Näher gekommen“ ist sich das ungleiche Duo auf der Bundesstraße. In roten Stöckelschuhen stand Wanninger als Anhalterin an der Bundesstraße. „Ich dacht, sie will sich was dazu verdienen“, sagte Frank. Doch es war nur das Auto kaputt. Frank gesteht, „mit Dir möchte ich durchs Leben gehen“, aber Wanninger meint: „Bis Altötting langt“.

 Und so waren Franziska Wanninger und Martin Frank auf Burg Neuhaus nicht nur Botschafter Bayerns im Auftrag der Staatsregierung, sondern ebenso begeisternde Botschafter des Humors und des bayerischen Kabaretts und haben das Publikum begeistert. Von wegen, dass Schorndorfer nur schmunzeln, auch sie haben sich an diesem Abend beim trefflichen Kabarett mit zwei preisgekrönten Künstlern gerne totgelacht.

 Die Laienbühne-Vorsitzenden Säp Kiesl und Rita Reiser dankten mit der für den Verein inzwischen verlässlichen Art: Ein Burg-Neuhaus-Bierkrügerl samt Zinndeckel und Namensgravur dessen Wert auch in finanzieller Hinsicht nicht zu unterschätzen ist: „Denn wer ein solches Krügerl bei uns sein Eigen nennen darf, ist hier heroben auf dem Neuhauser Burgberg zeitlebens Zechfrei“. Für Martin Frank gilt das bereits seit 2019, denn da wurde er mit dem „Kulturpreis Schauer“ ausgezeichnet und hatte sein Krügerl schon mit der Verleihung erhalten.


(Texte und Bilder, Redaktionsbüro Schmidbauer)

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