17. Verleihung - Gerhard Polt

Große Auszeichnungen hat Kabarettist, Autor, Fernseh- und Filmschauspieler Gerhard Polt schon in stattlicher Anzahl erhalten, zuletzt den Ehrenpreis des Bayerischen Fernsehens für das Lebenswerk durch den Ministerpräsidenten. Am Dienstag ist auf Burg Neuhaus mit dem Kulturpreis „Schauer“ ein kleiner, aber feiner dazukommen. „Damit wollen wir die Verbundenheit der Region mit Ihnen zum Ausdruck bringen und uns für viele Sternstunden bedanken, die Sie uns auch hier auf den Bühnen geschenkt haben“, so Jury-Sprecher Theo Zellner.

 

Es passte auf dem „grünen Hügel“ einfach alles zusammen: Ein höchst beeindruckender Preisträger und eine vortreffliche Laudatio durch den Jury-Vorsitzenden Theo Zellner, eingebettet in ein herrliches Naturambiente und einen lauen Sommerabend. Gerhard Polt erhielt den „Schauer 2017“ insbesondere in Anerkennung seines herausragenden Beitrags zu einer Kultur, die „kritisch“ macht und einer Kultur, die „Weitblick“ macht.

 

Seit 2002 wird auf Burg Neuhaus die Schauer-Auszeichnung vergeben. Nach Toni Lauerer (erster Preisträger), Walter Thanner von der "Liederbühne Robinson" (2003), der BR-Sendereihe "Zwischen Spessart und Karwendel“ (Redakteur Karl Strobel, 2004), dem Schriftsteller Bernhard Setzwein aus Waldmünchen (2005), Monika Raith aus Roding für ihr 30jähriges Wirken im Bereich der Volksmusik sowie Georg Maier von der Iberl-Bühne München-Solln (beide 2006), Walter Kolbeck vom Lichtenegger Bund (2007), BR-Moderator Tilmann Schöberl (2008), der Musikband „atomic“ aus Furth im Wald, „Haindling“ Hans-Jürgen Buchner (2010), „Oberpfalzrebell“ Norbert Neugirg von der Altneihauser Feierwehrkapelln (2011), Kabarettistin und „Mama Bavaria“ Luise Kinseher (2012), „Drachenvater“ Manfred Zollner sen. (stellvertretend für das Festspielpublikum im Landkreis Cham, 2013), Josef „Bäff Piendl“ (2014), dem Kabarettisten Christian Springer (2015) sowie Jürgen Kirner und seiner „Couplet-AG“ (2016) erhielt heuer Gerhard Polt den Schauer-Kulturpreis.

 

Obwohl die Jury-Nominierung bereits vor einigen Monaten vorgenommen wurde, konnte entsprechend der bisherigen Gepflogenheit der Preisträger bis zum Ehrenabend geheim gehalten werden. Als Kulisse für die mit Spannung erwartete Verleihung diente einmal mehr die Neuhauser Burg, das Rahmenprogramm bestritt im Anschluss die Kabarettgruppe „Hanghena“ aus der Hallertau. Walter Reiser von der Laienbühne Schorndorf als Gastgeber hieß die vielen Ehrengäste, die „Burgherrin“ Thekla Schauer und Besucher willkommen. Von den bisherigen Schauer-Preisträgern zeigten sich Walter Thanner, Karl Strobel, Georg Maier, Walter Kolbeck, Norbert Neugirg, Manfred Zollner und Josef Piendl anwesend.

 

„Für uns ist das heute wieder ein ganz besonderer Abend“, so Reiser. Mit dem Kulturpreis beabsichtige die Laienbühne Schorndorf einerseits an den verstorbenen Neuhauser Burgbesitzer, Förderer und Freund Vinzenz Schauer zu erinnern. Zum anderen sollen mit dem "Schauer" Personen, Gruppen oder Institutionen geehrt werden, die schon lange Zeit im kulturellen Bereich wirken oder engagiert sind. Die Bezeichnung "Schauer" sei einfach, kurz sowie prägnant und verbindet mehrere Gedanken: Weitblick, nach vorne orientiert, aber immer im Einklang mit dem Althereingebrachten. Der Name "Schauer" passt außerdem ganz ausgezeichnet zum Image des zukunftsorientierten Landkreises Cham und dessen Logo "Beste Aussichten". Dem Glaskünstler Hubert Hödl gelang bzw. gelinge es bei den Anfertigungen in hervorragender Art und Weise, die Gedanken des Schauer-Kulturpreises, das Landkreislogo und die Landkreisfarben zum Ausdruck zu bringen. „Kein Schauer ist wie der andere, jeder bleibt für sich ein Unikat - genauso wie die alljährlichen Preisträger“, führte Reiser weiter aus.

 

Der Schauer-Kulturpreis ist für viele Richtungen gedacht: Kultur, die "lachen" macht, Kultur, die "kritisch" macht, Kultur, die "Weitblick" macht, Kultur die "Werte" macht und Kultur, die "Miteinander" macht. Zur Jury gehören der bayerische BRK-Präsident Theo Zellner, das Laienbühne-Ehrenmitglied Inge Zellner, Landrat Franz Löffler, Andrea Löffler, (Initiative "Bürger helfen Bürgern"), Dr. Bärbel Kleindorfer-Marx (Kulturreferentin), Albert Seidl (Tourismusreferent), Thekla Schauer (Besitzerin Burg Neuhaus), Max Schmaderer (1. Bürgermeister Gemeinde Schorndorf) und Toni Lauerer als erster Schauer-Preisträger überhaupt.

 

„Dieser heutige Abend ist auch für die Gemeinde Schorndorf eine besondere Ehre und Auszeichnung“, so Gemeindeoberhaupt und Kreisrat Max Schmaderer mit Blick auf die überwältigende Präsenz von hochkarätigen ehemaligen Preisträgern und Ehrengästen: „Wir freuen uns über Ihren Besuch, die Aufwartung ist für uns auch eine Aufwertung“. Schmaderer bezeichnete die Schauer-Verleihung als den kulturellen Höhepunkt im ostbayerischen Festspielsommer. „Lassen Sie einfach die Seele baumeln, kommen sie zur Ruhe und haben Sie Freude“, wünschte Schmaderer.

 

„Wieder ruft die Burgruine Neuhaus – das Zentrum guter Laune und gesunden Humors im Landkreis Cham – immer ein weng krachert, unübertrefflich gastfreundlich, vor allem unterhaltsam und sozial geprägt.“ Die Burg Neuhaus sei aber auch alljährlich der Ort zur Verleihung des Schauerpreises für herausragendes Engagement im kulturellen Bereich wie Literatur und Musik, Medien, Kleinkunst, Kabarett und Theater. Natürlich stehe der Name des Kulturpreises für den viel zu früh verstorbenen Vinzenz Schauer, „aber symbolhaft auch für Schauen, Hinschauen, nicht Wegschauen, Hineinschauen, Anschauen“.

 

Neben dem Sponsoring durch die Sparkasse, die Bäckerei Hutterer und die Gärtnerei Iglhaut hat der Landkreis für den Schauer-Kulturpreis die Patenschaft übernommen und so überreichte Landrat Franz Löffler an den Preisträger Gerhard Polt sowohl Urkunde als auch Glas-Ehrengabe. „I bin gern kemma“ bedankte sich der Geehrte für die Auszeichnung, stamme doch seine Ehefrau Christine aus dem Landkreis Cham. Und natürlich durfte dank Polt dann auch jede Menge gelacht werden, etwa mit seinen Feststellungen zu einem 125jährigen Feuerwehrfest.

 

 

 

Auszüge aus der Laudatio von Theo Zellner

 

„God kväll, mina damer och herrar, varmt välkommen“. War die Begrüßung durch Theo Zellner auf Schwedisch auch sehr ungewöhnlich, so gab sie doch bereits einen ersten kleinen Hinweis auf den neuen Preisträger: „In diesem Jahr ehren wir einen herausragenden Sprachforscher, Skandinavisten und Germanisten“, einen Mann, der wie kein Zweiter die Beobachtung von Sprache, Mundart und Lebensweise bzw. Verhalten der Menschen zur Grundlage seiner Arbeiten machte. Aus dieser Beobachtung heraus forme Gerhard Polt selber Sprache, unterlegt mit unerreichter Mimik. „So wurde er zum unerreichten niemals kopierbaren Vorbild, ja zur Ikone im Genre Kabarett, Satire, Film und besonders auf der Bühne“, führte Zellner weiter aus. In zahlreichen Sprachen bewandert, auch dem Schwedischen (deshalb die ungewöhnliche Begrüßung am Anfang), gebe Gerhard Polt dem Publikum eine grundlegende Erkenntnis wieder. „Man kann froh sein“, so sage Polt selber, „wenn man in der eigenen Sprache zurecht kommt“. Die bayerische Welt habe Gerhard Polt so viel zu verdanken: „So wie er spricht oder nix sagt oder gestikuliert und sinniert, ja so sind wir schon“.

 

Erst vor kurzem sei von Gerhard Polt als Ergebnis seiner Spracharbeit ein etwas anderes Konversationslexikon herausgegeben worden, von A bis Z hat Gerhard Polt dabei seinen sprachlichen Kosmos zwischen zwei Buchdeckel gebracht: „Nein, nicht der große Duden“, so Zellner, sondern für uns als Publikum viel wichtiger: „Der große Polt“ (Anmerkung: Der Buchtitel lautet: „Der große Polt: Ein Konversationslexikon“). Noch vorgestern war Gerhard Polt mit den Well-Brüdern und den Toten Hosen in Deutschland, Österreich bzw. der Schweiz und dem Programm „Im Auge des Trommelfells“ unterwegs. Umso mehr freute sich Theo Zellner, den renommierten Preisträger begrüßen zu dürfen und meinte mit Humor: „Und heute hier in Neuhaus! Wenn das kein Aufstieg ist?!“. Doch dann ganz ernst: „Das ehrt uns!“.

 

Als profunder Kenner der bayerischen Mentalität trage Gerhard Polt seine präzisen Beobachtungen aus dem bayerischen Unterholz des Banalen vor, demaskiere Gscheidhaferler mit ihren vorgeschobenen Lebensweisheiten, „und macht daraus Kabarett, indem er das Alltägliche zuspitzt“. Zellner zeigte dazu einige Beispiele auf, etwa aus seiner satirischen Theaterrevue „Ekzem Homo“ (Polt: „Es ist erstaunlich, zu welcher Hochform der Mensch auflaufen kann, wenn es um die Missgunst gegenüber seinem Nachbar geht“) oder Polts Klassiker „Nikolausi – Nein, Osterhasi“. Aber es seien schon immer wieder die skurrilen Szenen des ganz normalen Alltags, die das Publikum begeistern. Beispiel: "Wir haben heuer mal eine Weltreise gemacht. Aber ich sag's Ihnen gleich, wie es ist: Da fahren wir nimmer hin." Irgendwo habe er gelesen, so Zellner, „dass kaum einer die Fiesheiten des menschlichen Alltags so gut beobachtet wie Gerhard Polt, niemand in Deutschland macht daraus so überzeugende Filme, Tondokumente und Kabarettauftritte“. Sozusagen humorvoll beißend halte uns Gerhard Polt den Spiegel vor, ob unserer täglichen Unzulänglichkeiten oder unseres oftmaligen „Danebenseins“.

 

Zum Schluss zitierte Theo Zellner dann Walter Thanner von der Liederbühne Robinson, der Preisträger aus dem Jahr 2003 gehört ebenfalls zur Jury und begründete bei der Nominierung sein Votum für Polt wie folgt: „Gerhard Polt ist einer der Größten und Besten. In der Szene wird der Name Polt mit Ehrfurcht genannt. Er ist das Vorbild. Er ist einer der gescheitesten Menschen, die ich kenne. Wos der alles woaß und wie er des, wos er woaß, für uns alle einsetzt, des macht ihn aus“.

 

 

(Texte und Bilder, Redaktionsbüro Schmidbauer)

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