16. Verleihung - Jürgen Kirner

In Anerkennung seines herausragenden Beitrags „zu einer Kultur, die lachen macht“ und „zu einer Kultur, die kritisch macht“, wurde am Dienstagabend auf Burg Neuhaus an den Oberpfälzer Jürgen Kirner von der Couplet-AG der Kulturpreis „Schauer 2016“ verliehen. Die Jury mit dem Vorsitzenden Theo Zellner an der Spitze würdigte insbesondere den Erhalt der traditionellen Liedform des bayerischen Couplets in Verbindung mit Kabarett. „Der Karl Valentin oder der Weiß Ferdl hätten mit Euch die höchste Freude“, so Zellner an die vier Couplet-AG-Mitglieder Jürgen Kirner, Bianca Bachmann, Bernhard Gruber und Berni Filser.

Seit inzwischen 15 Jahren wird auf Burg Neuhaus unter der Patenschaft des Landkreises die Schauer-Auszeichnung vergeben. Wie Walter Reiser von der Laienbühne Schorndorf bei der Begrüßung betonte, „sind dies immer besondere Abende“. Mit dem Kulturpreis beabsichtige die Laienbühne Schorndorf einerseits an den verstorbenen Neuhauser Burgbesitzer, Förderer und Freund Vinzenz Schauer zu erinnern. Zum anderen sollen mit dem "Schauer" Personen, Gruppen oder Einrichtungen geehrt werden, die schon lange Zeit im kulturellen Bereich wirken oder engagiert sind. Die Bezeichnung "Schauer" ist einfach, kurz sowie prägnant und verbindet mehrere Gedanken: Weitblick, nach vorne orientiert, aber immer im Einklang mit dem Althereingebrachten. Der Name "Schauer" passe außerdem ganz ausgezeichnet sowohl zum Logo der Gemeinde Schorndorf („Immer in Bewegung“) als auch des Landkreises Cham („Beste Aussichten“). Glaskünstler Hubert Hödl gelingt es bei den Anfertigungen in hervorragender Art und Weise die Gedanken des Schauer-Kulturpreises zum Ausdruck zu bringen. Kein "Schauer" ist wie der andere, jeder bleibt für sich ein Unikat - genauso wie die alljährlichen Preisträger.

„Schorndorf zieht wieder einmal an“, so 1. Bürgermeister und Jury-Mitglied Max Schmaderer, „die alljährliche Schauer-Kulturpreis-Verleihung gehört zu den Höhepunkten im ostbayerischen Theatersommer“. Mit dem bezaubernden Ambiente auf Burg Neuhaus sowie dem wunderbarem Wetter seien beste Rahmenbedingungen für einen vergnüglichen Abend gegeben. Jury-Sprecher Theo Zellner dankte der Laienbühne Schorndorf für die Möglichkeit, seit nunmehr 2002 alljährlich einen Kulturpreis auszuloben – „inzwischen etabliert über unsere Breitengrade hinaus“. Zellner hieß alle Gäste auf Burg Neuhaus willkommen: „Dem Zentrum des Lachens und ungezwungener Unterhaltung, dem Hügel des Frohsinns, dieser Platz hier heroben hat schon was ganz Besonderes für sich“. Noch die herzlichsten Glückwünsche zum 60. Geburtstag übermittelte Zellner an Thekla Schauer, Besitzerin der Burg Neuhaus. Sei früher an dieser Stelle noch gekämpft, erobert und verteidigt worden, „so lädt die Burgherrin von heute Gott sei Dank zum Verweilen ein und ist für gute Laune zuständig“.

 

 

Laudatio für Couplet-AG

Für Jury-Sprecher Theo Zellner sei schon ein Portion Risikobereitschaft, ja oberpfälzerisches Selbstbewusstsein notwendig, „um sich mit einer eigentlich vom Aussterben bedrohten Kunstgattung, dem Couplet, auf dem heiß umkämpften, oft schrillen, manchmal von Kunst meilenweit entfernten Bühnen- und Medienmarkt durchzusetzen“. Das „Oberpfälzer Original“ Jürgen Kirner und die drei weiteren Mitglieder seines Ensembles der Couplet-AG würden dies mit großem Erfolg tun.

„AG“ stehe bekanntlich nicht für Aktiengesellschaft – obwohl auch diese Aktie in seiner Beliebtheit ständig steigen würde – sondern für „Arterhaltungsgesellschaft“. Leider sei das Couplet als mehrstrophiges, witz-zweideutiges, scherzhaft-satirisches Lied lange Zeit aus den Wirtshäusern verschwunden gewesen. „Und jetzt ist diese Form für die Couplet-AG der Background, das Fundament, für Bühnenauftritte, die ihresgleichen suchen“. Jürgen Kirner und das weitere Ensemble hätten das Couplet nicht nur aus der Versenkung geholt, nein noch vielmehr: „Ihr habt es inhaltlich zeit- und gesellschaftskritisch und mediengerecht gestaltet“. Die Auftritte der Couplet-AG würden immer ein Feuerwerk an Lachsalven garantieren, „wenn Ihr beißende Satire nicht nur singt, sondern auf der Bühne spielt, dann treibt Ihr ein Stück bayerische Kulturgeschichte mit zeitgemäßen Themen geradezu auf die Spitze“. Kurz gesagt: „Ihr traut’s Euch, weil Ihr intelligent seid’s“. Was das Texten und vor allem Umsetzen der Lieder ins Bühnenspiel angeht, setzte Zellner noch eins drauf: „Da seid Ihr einmalig, ja unschlagbar!“

Zellner verwies auf einige Figuren und Lieder, längst Klassiker im Metier und von Laien nachgespielt und nachgesungen: Etwa an den Doktor im Bademantel mit Aktentasche, der seine Niere vermisst, oder der mit Aktentasche ständig auf der Suche nach seiner Rente ist bzw. an die Latte- Macchiato-Mutter, deren Kinder schon vor der Geburt Englisch können sollen. Dabei diene die große Politik ebenso als Zielscheibe wie der kleinbürgerliche Alltag. Da kommt keine Langeweile auf, es geht Schlag auf Schlag und bei den Auftritten werden „Satire-Perlen unters Volks geschleudert“. Diese leidenschaftliche Lust am Texten, am Singen und am Spielen, manchmal auch „sich lustig machen“, um nicht zu ernst zu werden, springe über auf das Publikum. Nicht die oft schon anstrengende Intellektualität mancher Kabarettisten, die die Bühne mit dem Rednerpult im Parlament verwechseln, „sondern Eure humoristische Bühnenpräsenz bringt die kleinen Unzulänglichkeiten des Alltags zum Tragen“. Und so traute sich Zellner zu behaupten: „Der Karl Valentin oder der Weiß Ferdl hätten mit Euch die höchste Freude“. Der Couplet-AG gelinge es, „die Selbstdarsteller in Politik und Gesellschaft zu enttarnen und zu derblecken, ohne dass etwas Unangenehmes zurückbleibt“. Zellner erinnerte an frühe, gemeinsame Zeiten mit Kirner in der Jungen Union: „Dennoch warst Du nie angepasst und bist trotz Deiner politischen Wurzeln ein Freigeist geblieben“.

Fast schon zwangsläufig hätten Können und Erfolg zu bedeutsamen Auszeichnungen für die Couplet-AG geführt: Dem Bayerischen Kabarettpreis, dem Bayerischen Poetentaler, dem Pasinger Kulturpreis, ganz jüngst dem Preis des Oberpfälzer Kulturbundes e.V. beim Nordgautag und nun eben auch dem Schauer-Kulturpreis. „Den hast Du lieber Jürgen mit Deinem Ensemble mehr als verdient“, so Zellner abschließend, „für die Jury seid Ihr eine hintersinnige, unangepasste, oft freche, aber immer sympathische Gruppe – Ihr habt eine künstlerische Nische entdeckt, Ihr habt in Eurem Fach eine Meisterschaft entwickelt und seid Gipfelstürmer im Kabarett“.

  

Kirner und die JU

Jürgen Kirner freute sich riesig über die Auszeichnung, neben der Jury galt aber der allererste Dank dem treuen Publikum der Couplet-AG in mittlerweile gut zwei Jahrzehnten: „Sonst würde es uns nicht mehr geben“. Nicht vergessen wissen wollte Kirner ebenso Bianca Bachmann, Bernhard Gruber und Berni Filser: „Nur als Team kann es so gut funktionieren“. Und wie sollte es anders sein, Kirner hatte auch gleich die Lacher auf seiner Seite - wurde doch der „Schauer-Kulturpreis“ kurzerhand in den „Bayerwald-Oscar“ umgetauft. Ziel sei es, dass möglichst viele junge Talente nachwachsen und das Couplet am Leben erhalten. Gott sei Dank biete der Bayerische Rundfunk mit „Brettl-Spitzen“ eine Bühne. „Sagt’s es uns“, so die Bitte von Kirner zu verborgenen Begabungen. Nicht unkommentiert stehen lassen konnte Kirner natürlich die von Zellner angesprochene JU-Vergangenheit. Auch er sei wie so viele in jungen Jahren beseelt gewesen, die Welt retten zu können. Außerdem hatte seine oberpfälzische Heimat Hemau nicht viel zu bieten: „Nur Stoana, Erdäpfel, die Kirche und die CSU“.

 

Den phantastischen Schlusspunkt bei der Schauer-Kulturpreis-Verleihung setzte dann das Trio „Knedl & Kraut“ mit ihrer „Lachledernen Wirtshausmusi“.

 

(Texte und Bilder, Redaktionsbüro Schmidbauer)

Zurück