12. Verleihung - Luise Kinseher

Der Preisträger

In Anerkennung ihres herausragenden Beitrags zur Kultur in der Region, insbesondere der Kultur, die kritisch macht und der Kultur, die lachen macht, wurde am Mittwochabend auf Burg Neuhaus an die Kabarettistin, Schauspielerin und „Mama Bavaria“
               Luise Kinseher

der Kulturpreis „Schauer 2012“ verliehen.

„Zeit wird’s mal wieder für eine Preisträgerin“, so der Bayerische Sparkassenpräsident Theo Zellner als Sprecher der Jury: „Luise Kinseher steht für bayerischen Humor und für Gesellschaftskritik und spricht dabei einen so wunderbar altbairischen Dialekt, dass es eine reine Freude für die Ohren ist“.

Seit inzwischen zehn Jahren wird auf Burg Neuhaus unter der Patenschaft des Landkreises die Schauer-Auszeichnung vergeben. Nach Toni Lauerer (erster Preisträger 2002), Walter Thanner von der "Liederbühne Robinson" (2003), der BR-Sendereihe "Zwischen Spessart und Karwendel" (2004), dem Schriftsteller Bernhard Setzwein aus Waldmünchen (2005), Monika Raith aus Roding für ihr 30jähriges Wirken im Bereich der Volksmusik sowie Georg Maier von der Iberl-Bühne München-Solln (beide 2006), Walter Kolbeck vom Lichtenegger Bund (2007), BR-Moderator Tilmann Schöberl (2008), der Musikband „atomic“ aus Furth im Wald, „Haindling“ Hans-Jürgen Buchner (2010) und zuletzt Oberpfalzrebell Norbert Neugirg von der Altneihauser Feierwehrkapelln (2011) erhielt heuer eine laut Zellner „wunderbare Botschafterin des bayerischen Humors“ den Schauer-Kulturpreis, sie treffe das Wesentliche, satirisch gewürzt, manchmal ein bisschen hinterfotzig, aber immer abgerundet mit einem Schuss Verständnis.

Als Rahmen für die mit Spannung erwartete Verleihung (nach der Nominierung im März wurde der/die Preisträger/in wie gewohnt geheim gehalten) diente am Mittwoch das bezaubernde Ambiente auf Burg Neuhaus (Gemeinde Schorndorf/Landkreis Cham). Abgerundet wurde der Abend mit dem Kabarettprogramm „… es freut mich sehr!“ von Toni Lauerer.

Thomas Schauber von der Laienbühne Schorndorf als Gastgeber konnte zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft sowie Landkreisbotschafter begrüßen, darunter erstmals MdL Margarete Bause – Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag. Sie durfte sich später über ein besonderes „Grußwort“ von Norbert Neugirg freuen. „Enttäuscht darüber“, dass sie von ihm in Veitshöchheim bei der Fastnacht in Franken nicht auf das Korn genommen wurde, holte Neugirg dies humorvoll auf der Neuhauser Bühne nach.

Für ein Highlight sorgte zu später Stunde abschließend „Haindling“ Hans-Jürgen Buchner, als er auf seiner Maultrommel den Abend musikalisch beendete.

Mit dem Kulturpreis beabsichtigt die Laienbühne Schorndorf einerseits an ihren verstorbenen Förderer und Freund Vinzenz Schauer zu erinnern. Zum anderen sollen mit dem "Schauer" Personen, Gruppen oder Einrichtungen geehrt werden, die schon lange Zeit im kulturellen Bereich wirken. Die Bezeichnung "Schauer" ist einfach, kurz sowie prägnant und verbindet mehrere Gedanken: Weitblick, nach vorne orientiert, aber immer im Einklang mit dem Althereingebrachten. Der Name "Schauer" passt außerdem ganz ausgezeichnet zum Image des zukunftsorientierten Landkreises Cham und dessen Logo "Beste Aussichten". Den Glaskünstlern Theo Sellner und Hubert Hödl gelingt es bei ihren Anfertigungen in hervorragender Art und Weise, die Gedanken des Schauer-Kulturpreises, das Landkreislogo und die Landkreisfarben zum Ausdruck zu bringen. Kein "Schauer" ist wie der andere, jeder bleibt für sich ein Unikat - genauso wie die alljährlichen Preisträger.
Der Schauer-Kulturpreis ist für viele Richtungen gedacht: Kultur, die "lachen" macht, Kultur, die "kritisch" macht, Kultur, die "Weitblick" macht, Kultur die "Werte" macht und Kultur, die "Miteinander" macht.
Zur Jury gehören der Bayerische Sparkassenpräsident Theo Zellner, das Laienbühne-Ehrenmitglied Inge Zellner, Landrat Franz Löffler, Andrea Löffler, (Initiative "Bürger helfen Bürgern"), Dr. Bärbel Kleindorfer-Marx (Kulturreferentin), Albert Seidl (Tourismusreferent), Thekla Schauer (Besitzerin Burg Neuhaus), Max Schmaderer (1. Bürgermeister Gemeinde Schorndorf) und Toni Lauerer als erster Schauer-Preisträger überhaupt.

Jury-Sprecher Theo Zellner dankte der Laienbühne Schorndorf für die Möglichkeit, seit nunmehr zehn Jahren alljährlich einen Kulturpreis auszuloben. „Es gibt so viele schöne Plätze in diesem Landkreis, aber hier auf dem Neuhauser Burgareal fühlt man sich besonders wohl, weil man in seiner Erwartung nach zwangloser Unterhaltung und nach Lachmuskelstrapazen nie enttäuscht wird. Auch heuer hätten die Mitglieder wieder in unzähligen Arbeitsstunden für den Kultursommer hergerichtet und vorbereitet. Laut Landrat Franz Löffler hat der Landkreis erneute gerne die Patenschaft übernommen, um die Bedeutung des Schauer-Kulturpreises zu unterstreichen.

Auszüge aus der Laudatio von Theo Zellner
Luise Kinseher wisse genau, wie es bei uns in Bayern zugeht, sie stelle sich mit großem Einfühlungsvermögen neben die handelnden Personen, „und führt sie uns vor“. Man brauche dazu einen guten und auch kritischen Blick für die Menschen, man brauche viel schauspielerisches Talent, und man dürfe sich aus selber nicht zu ernst nehmen. All dies seien beste Voraussetzungen für die Art von Kultur, für die „der Schauer“ stehe.
Luise Kinseher habe in einem Interview gesagt: „Ich bemühe mich, eine Figur zu zeichnen, die mehrere Facetten hat – eine wohlwollende, eine zornige, vielleicht auch eine beleidigte“. Es gehe darum, so Kinseher weiter, auf humorvolle Art Unzulänglichkeiten und Fehlentwicklungen aufzuzeigen, und: „Ich muss selber schmunzeln können beim Schreiben“.
Die überwältigende Mehrheit der bisherigen 12 Preisträger stamme aus der Oberpfalz – „das nennt man wohl regionalen Proporz“. Dann gebe es noch einen Oberbayern und dann die aus den Grenzgebieten – von der Oberpfalz zu Niederbayern, von der Oberpfalz zu Franken – eigentlich Franken. „Zeit wird’s für jemand aus dem wahren Niederbayern, Zeit wird’s für eine Preisträgerin, Zeit wird’s für jemanden, der in Film und Fernsehen ebenso präsent ist wie auf den Theaterbühnen“. Außerdem beherrsche die Auserwählte noch die gute, altbairische Kunst des Derbleckens, frank und frei, hart aber herzlich, offen und ehrlich gehe sie mit den Politikern ins Gericht. „Mutig mahnt sie Christian Ude, sich nicht zu verfahren im schönen Bayernland, nennt sie Margarete Bause eine Waldfee und sieht Horst Seehofer schon im Wachsfigurenkabinett des künftigen Regensburger Geschichts-Museums“, führte der Jury-Sprecher weiter aus. Die Künstlerin habe es geschafft, in eine bislang ausschließlich Männern vorbehaltene Kabarett-Domäne vorzudringen, wo sie dann auch gleich ganz selbstbewusst eine eigene, neue Traditionslinie eröffnete mit dem von ihr selbst genannten Anspruch, auf dem Nockherberg die Demokratie zu stärken. „Wir alle kennen und lieben sie, die Mama Bavaria im bayerischen Freistaat, die ihren Kindern jedes Jahr zum Starkbieranstich auf dem Nockherberg die Leviten liest und mit mütterlicher Strenge Kopfnüsse und Hirnbazl verteilt“.
Luise Kinseher: „ I gfrei mit gscheit“ Die Preisträgerin 2012 zeigte sich begeistert vom erlebten „Miteinander“ auf dem Burgareal, „do is unglaublich schee, i fühl mi wia dahoam“. Ganz schnell drang dann aber ihre kabarettistische Ader durch, als sie meinte: „De Oberpfälzer glangt a aafgrichter Stoahaufa, a Mauer, do bauns a Bühne und moana, sie spuiln Theater“. Etwas später, nach einem Zwischenintermezzo von Laienbühne-Vorstand Säp Kiesl, wandte sie sich nochmals an ihre „Freunde der Nacht“, glaubte in „Schornstein im Landkreis Lam mit dem Lauerer“ ausgezeichnet worden zu sein und brachte noch ihre Angstzustände wegen des „Oberpfälzer Wanderkrokodils“ zum Ausdruck. Und so gab sie auch gleich noch „Wild-Animals-Survival-Tipps“. Auf ihre Frage „Wer heutzutage eher der Gute oder der Böse sei – die Banken oder die Räuber“, hatte sie gleich selber eine Antwort: „In der Oberpfalz weder der eine noch der andere, denn do is s'Krokodil“.

Vita Luise Kinseher
Aufgewachsen in Geiselhöring/ Niederbayern. Studium der Germanistik, Theaterwissenschaften und Geschichte in München. Mehrere Film- und Fernsehrollen, u.a. Tatort, Café Meineid, München 7. Zahlreiche Kabarettpreise, u.a. 1. Preis Passauer Scharfrichterbeil, Förderpreis Deutscher Kleinkunstpreis, Kabarettpreis der Stadt München. Seit 1998 unterwegs auf deutschen Kabarettbühnen: derzeit mit den Programmen „Hotel Freiheit“ und „Einfach Reich“. Hat im März 2012 zum zweiten Mal in der Rolle der BAVARIA am Nockherberg die Politiker "derbleckt". Chefin und Gründerin der Firma „Kabarett & Schauspielerei“ und Autorin der Kabarettprogramme. Lebt in München. (Quelle: www.luise-kinseher.de)

„Grußwort“ von Norbert Neugirg für Margarete Bause
Als ich neulich in Veitshöchheim war, wurde mir beim Auftritt klar: Da sitzt im Saal ein grünes Wesen, mit rotem Haar – wo ist der Besen“. Der Gedankenanstoß kam dazu natürlich von der CSU, denn schließlich raunte kurz zuvor, mir Landesvater Horst ins Ohr, dass die CSU von früher her nach wie vor der Meinung wär, dass man rot und grün verhexte Elemente, noch heute heiß entsorgen könnte, sprich, die so wie die rumlaufen, gehören auf den Scheiterhaufen!
Soweit Landes-Mehrfachvaters Meinung zur rothaarigen Erscheinung, die als Teil der Aufmüpfigen in Grün, im fränkischen Olymp erschien. Die Zensur hat dann bestürzt, mir das Manuskript gekürzt, und so wurden Horstl’s Thesen zu den Gründen nicht verlesen, so dass die Grüne mit dem roten Haar, de facto nicht im Fernsehen war. Margarete Bause hat mich daher angewiesen, sie heut gebührend zu begrüßen, wenn sie sich schon in einem Nest in Bayerisch-Kongo blicken lässt, wo bekanntlich seit der Pest und für alle Tage Rest, die CSU das Volk regiert und seit der Pest nichts besser wird. Ich traf die Margarete Bause im Tale drunten vor dem Hause, wo ich sie alleine fand, wie sie vor der Tür anstand, um Zeitgenossen abzupassen, die sie in das Gebäude lassen. Bause sprach: Na wenigstens das Klo hat in diesem Kaff Niveau, sie sagte Triple-A-Toilette, und dass sie’s recht gerne hätte und mit großer Freud‘ hinnähme, wenn sie heut‘ im Text vorkäme. Schließlich ist bald Landtagswahl, ist’s auch hoffnungslos, sie macht’s noch Mal. Für die Oberpfalz dank‘ ich im Namen des Schauers, dass Sie kamen und hoffe, dass Sie des Geraffels wegen, die Oberpfalz nicht mehr vergessen mögen.

(Texte und Bilder, Redaktionsbüro Schmidbauer)

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