Iberl Gastspiel 2003

Iberl Gastspiel 2003

Am Freitagabend gastierte das Ensemble der Iberl-Bühne (München) vor ausverkauftem Haus (oder "Brocha voi" in der Iberl-Sprache) auf der Burg Neuhaus und bereitete dem Publikum einen begeisterten Abend mit echtem Volkstheater von höchster Güteklasse. Eine ausgekochte Schurkerei ist die Alt-Münchner-Gaunerkomödie "Jean Sapralott", höchst spaßig und lustvoll und vor allem aber "mehrsprachig". Die Münchner Gaunersprache macht diese "Iberl-Lumperei" zur besonderen Gaudi.

Die Mannsbilder, allesamt aus dem Ganovenmilieu, sind hinterfotzig ohne Ende, die Weiber sind willig und schreien nach mehr. Ist die geforderte Zuwendung jedoch nur körperlicher und nicht finanzieller Natur, so werden die Liebhaber fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Schließlich lebt man in harten Zeiten, und Liebe allein macht weder satt, noch glücklich - im Gegenteil. Diese Erfahrung muss auch Jean, Hans Sapralott (Franz Xaver Huber) machen, der eigentlich ein solides Leben mit Gigi, Eva Zuckerl (Sabine Oberhorner), und als Frisör (Bader) führen wollte. Doch Gigi, Maniküre bei Sapralott, gibt sich spröde und erwidert nicht seine schwärmerische Zuneigung. Ihr hat es vielmehr Zack Bumm, Pauli Schamlos (Georg Maier) angetan, ein Großschieber und Hehler. Was also tun, wenn der Dame des Herzens aufgrund mangelnder Liquidität die Lust vergeht? Jean Sapralott gerät zunehmend in einen Zwiespalt. Ein Leben ohne "Gelegenheitsschlamperl" Gigi scheint ihm nicht möglich, doch der ist das Geld, welches Jean als ehrbarer Frisörmeister verdient, eindeutig zu wenig. Also zurück in den erlernten Beruf des Safeknackers? Oder lieber doch den Strick um den Hals hängen?

Die Entscheidung fällt schwer, doch irgendwann leicht. Denn gerade in dieser Zeit taucht mit Brücherl, Benjamin Krawotisch (Markus Neumeier), ein alter Spezi auf - ein Gentleman-Einbrecher und Fassadenkletterer. Brücherl hat mit seiner Überredungskunst Erfolg bei Jean und weckt in ihm die alte Leidenschaft auf krumme Geschäfte. Und so ist anschließend das Publikum hautnah dabei, wenn am konkreten Fall ("Opferstock vom Typ E 605") der präzise Einbruch demonstriert wird. Anderen wird ganz unverhofft der Kopf gewaschen - und das auch noch in der Zuschauerrolle. Dem Ganzen die Krone auf setzte dabei natürlich die Tatsache, dass sich das Iberl-Ensemble dafür ausgerechnet (oder ganz bewusst?) den Kreishandwerksmeister Werner Irnstetter aussuchte! Wenn da nicht wieder einmal der neue Landkreis-Botschafter Säp Kiesl in seiner bekannt "lumperten" Art die Finger im Spiel hatte. Zum Schluss finden die Ganoven, zu denen sich mit Toulouse, Kunde (Georgia Maier) überraschend noch jemand gesellt, selbst für die Zukunft eine Lösung. Man weiß ja nie...

Am Ende hatte die Iberl-Bühne auf der ganzen Linie überzeugt: ein begeisternd und charakterstark agierendes Ensemble, ein originelles und hintersinniges Bühnenstück, die vortreffliche Mundart- bzw. Iberl-Sprache und die Einbeziehung des Publikums. Ein donnernder Schlussapplaus war der verdiente Lohn für die Darsteller. Abgerundet wurde der vergnügliche Theaterabend durch das bezaubernde Burgambiente und die vorzügliche Verköstigung durch die Laienbühne Schorndorf.
(Quelle: Redaktionsbüro Schmidbauer, Schorndorf)

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