Eröffnung Kultursommer 2012 mit "Gangerl"

8. Juli 2012

Eine Reise über die Weltmeere und Kontinente

Walter Reiser begrüßte im Namen der Laienbühne Schorndorf die Gangerl-Fangemeinde. „Wir haben heuer a bissl wos anders zum Auftakt“, so Reiser, der bei „super Wetter“ allen einen vergnüglichen Abend wünschte.

1. Bürgermeister Schmaderer zog mehrere Parallelen zwischen dem Weltbummler und der Burg Neuhaus bzw. der Laienbühne Schorndorf.
Gangerl sei bekannt für seine Unternehmenslust, seinen Mut und seine Risikobereitschaft immer etwas Neues zu entdecken. „Er ist ein Abenteurer, Künstler, Schauspieler und Entertainer, er ist nicht nur Kunstschmied, sondern auch ein echter Lebenskünstler“, meinte Schmaderer weiter, „mit seinen Welterfahrungen, Bildern und Vorträgen bringt er die verschiedensten Kulturen der großen weiten Welt zu uns“. Und er mache damit den Menschen eine Freude.
Genau das Gleiche treffe auch die Laienbühne Schorndorf zu, „auch unser 1. Vorstand Säp Kiesl ist so ein kleiner Gangerl“. Auch er überrasche immer wieder mit seinen Ideen, mit seinen Abenteuern für Neues. Schließlich musste auch die Burganlage in Neuhaus nach mehreren Jahrzehnten im Dornröschenschlaf erst wieder entdeckt werden, „mit dem Theater auf der Burg ist sie zu neuem kulturellen Leben erweckt worden“. Und auch die Laienbühne Schorndorf mache seit 1997 mit dem Theater auf der Burg tausenden von Menschen eine Freude.
„Gangerl, Neuhaus und das Theater auf der Burg passen also sehr wohl zusammen, der Kultursommer 2012 ist eröffnet“, so das Gemeindeoberhaupt abschließend.

Wolfgang Clemens freute sich zunächst über den Auftritt in Neuhaus, „das ist mein erster öffentlicher Auftrag basierend auf einer Einladung“. Diese hat ihn erreicht, als er gerade in Indien unterwegs war.
Vor den Bildern stellte der Globetrotter seine „Abenteuerbiografie“ vor, er sei von Grund auf ein unruhiger Mensch und schon immer jedes Risiko eingegangen. Sportunfälle bei allen Adrenalin-Action-Sportarten, die man sich denken kann, bedingten monatelange Krankenhausaufenthalte und irgendwann stellte sich „Gangerl“ die Frage: „Wie geht es weiter“. Eine Antwort war relativ schnell klar: „Wenns’t old wirst, dann ned in Deitschland“.

Seine Abenteuerlust trieb ihn in ferne Länder, wo er nicht nur die schönen Seiten des Lebens kennen lernte. Auf einer Tauchsafari in Griechenland wurde er mit Amphoren erwischt und man verdonnerte ihn zu zwei Jahren Gefängnis. Doch mit Hilfe einiger Politiker kam er nach 75 Tagen wieder frei. Diese bittere Erfahrung holte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Nicht aber, dass er nun ein rechtschaffener Deutscher wurde, nein, er fasste nun den Plan, dieser spießigen Welt den Rücken zu kehren.

1975 begann er neben seinem Job als Kunstschmied in der Freizeit ein Schiff zu bauen, ohne fremde Hilfe. 12 Jahre später ging es im Alter von 45 ab in die Ferne. Angeberisch, eben typisch Deutsch, wurde die „King of Bavaria“ viel zu groß (16 Meter lang, vier Meter breit und entsprechender Tiefgang) und eines hatte der „Gangerl“ dabei nicht bedacht: Den Transport mit den Brücken und sonstigen Hindernissen, um sein Schiff in Regensburg in die Donau setzen zu können.
Als dies geschafft war, ging das Abenteuer Weltumseglung endlich los: Donau abwärts schipperte der ahnungslose Hochseekapitän durch die damals unruhigen Balkanländer ins Schwarze Meer. Für das touristisch überschwemmte Mittelmeer nahm sich Gangerl nur ein halbes Jahr Zeit. Aber schon da bekamen die bunten Blätter ihre ersten Schlagzeilen. Die Bavaria, so wurde Gangerls Schiff getauft, legte sich nichts ahnend in Palma de Mallorca neben eine deutsche Yacht aus Kiel. Deren Crew verlieh ihrer Abneigung gegen Segler aus Bayern dadurch Ausdruck, in dem sie das Schiff mit einem Hagel aus Eiern, Tomaten und brennenden Lappen eindeckten. Die Attacke ging auf der Titelseite der Bildzeitung als „Die Schlacht von Mallorca“ in die Pressehistorie ein.

Für seine erste große Feuertaufe, die Überquerung des Atlantiks, hatte sich Rasmus, der Gott der Winde, für unseren Aussteiger etwas Besonderes einfallen lassen. Sichtlich erzürnt über so viel Unverfrorenheit eines Möchtegernskippers, schickte er Gangerl den Geschmack eines Weltunterganges. 38 Yachten waren von Gibraltar aus zur Atlantiküberquerung aufgebrochen. 37 gaben auf, eine davon für immer. Aber am Gangerl hatte sich Rasmus die Zähne ausgebissen. Bei Windstärke 12 trieb er tagelang hilflos auf dem Ozean herum, aber an ein Aufgeben dachte der Bayer nicht. Fernab von der touristischen Yachtszene durchkreuzte er die Karibik, Venezuela, Panama und legte Wert auf ausgiebige Inlandtouren. Durch den Panama-Kanal, über die Schatzinsel und Galapagos erreichte er in 35 Tagen die Marquesas in der Südsee. Dieser große Pazifik unterhalb des Äquators sollte die nächsten fünf Jahre Gangerls Wahlheimat werden.
In den Tuamotus, dem größten Atollgebiet der Erde, widmete sich Gangerl seinem Lieblingssport, dem Tauchen. Auf seinen ca. 5000 Tauchgängen erlebte er nicht selten gefährliche Situationen. Für die Aufnahmen von Mund-zu-Mund-Fütterungen von Haien und Muränen zeichnete ihn der internationale Amateurfilmverband mit einer Goldmedaille aus. Sein Faible für Natur und Primitivkulturen trieb ihn an Land mit derselben Zuverlässigkeit in Extreme wie auf See.
Über Französisch Polynesien segelte unser Tausendsassa zu einem Meeting mit dem König von Tonga. Dreimal besuchte er Neuseeland, bestieg den Mt. Cook und suchte dort die interessantesten Gebiete auf. Über Fidschi erreichte die Bavaria wieder ein Tauchparadies Namens Tuvalu. Ein halbes Jahr verweilte der Abenteurer 1991 als erste Yacht im Atoll Nanumea. So wie auf vielen anderen Inseln unternahm er auch hier mit seinem Drachen die Erstbefliegung. Mit kräftigem Wind kreuzte die Bavaria dann nach Australien, wo sich Gangerl wieder ausführlich das Inland vornahm. Auf dem Weg von Tasmanien nach Auckland-Island, in der Nähe der Antarktis, geriet die Bavaria in einen horrenden Sturm. Zyklon Polly versuchte mit 70 kn Sturm und 15 m hohen Wellen das Schiff zu zerschmettern. Sieben Tage dauerte dieser Jahrhundertsturm, und dabei wurde das Schiff unzählige Male mit dem Masten auf das Wasser gelegt.

Wieder in Neuseeland zurück, leckten das Schiff und der Kapitän erstmals die entstandenen Wunden. Über Westsamoa, Wallis und Fidschi schlug sich der Globetrotter nach Vanuatu durch. Hier besuchte er die mit Penisköchern bewaffneten Turmspringer in Punlap, auf Pentacote. Illegal besuchte er daraufhin die Kwaios auf den Salomonen und wanderte dafür wieder einmal ins Gefängnis.
Ein besonderes Highlight war für ihn dann Papua Neuguinea. Monatelang durchstreifte er den Dschungel, lebte bei den Kannibalen und wäre durch eigene Dummheit fast in den Kochtopf gewandert. Er lernte durch den Bischof Maier den damals noch lebenden Sir William Wamp kennen, der von der Queen geadelt wurde, weil er 1935 die australischen Lee-Brüder, die Entdecker des Hochlandes, nicht verspeist hatte.
Monatelang pendelte Clemens zwischen den atemberaubenden Inseln der Karolinen Satawan, Truk, Yap, Ifalik und erfreute sich an der phantastischen Natur, vornehmlich unter Wasser, und lebte in Harmonie unter exotischen Stämmen. Unwissend lief er die Leprainsel Kapingamarangi an und geriet auf dem Weg zu den Philippinen in einen Taifun.

Nach dieser Abenteuerbiografie in amüsanter Erzählweise gab der „friedliche Raubritter der Weltmeere“ mit seiner Gitarre noch eine Kostprobe einer kleinen musikalischen Biografie. Beim ersten Lied „Gang, gib ned auf, auf di schaut die Welt, weil du bist a Held“ unterstrich er sogar sein Jodel-Talent. Das zweite Lied „Nur ned aafgebn, du wirst es überleben“ passte dann nicht nur zu seinen inzwischen 25 Jahren als Globetrotter, sondern auch zur kurzfristigen Improvisation auf Burg Neuhaus.

Und so folgte in Bildern nicht der eigentlich geplante Vortrag „Thailand – Kambodscha – Laos – Vietnam“, sondern eine Zusammenstellung der schönsten Aufnahmen aus zwei anderen Vorträgen.

Laienbühne-Vorsitzender Säp Kiesl dankte zum Abschluss dem Rodinger Weltenbummler für sein Kommen und sorgte mit seiner bekannten Spontanität „im Duett mit Gangerl“ noch für eine kurzweilige Zugabe.
Und so könnte das Fazit zum Auftakt des diesjährigen Kultursommers auf Burg Neuhaus zusammenfassend kurz und bündig wie folgt umschrieben werden: „Weltenbummler Gangerl trifft auf Burg Neuhaus auf Gankerl Kiesl Säp“.

 

(Texte und Bilder, Leo Schmidbauer)

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